Carema
Eine alpine Perle des Nebbiolo
Geschichte und Tradition
Carema, die nördlichste Appellation des Piemont, ist ein historisches Zentrum des Nebbiolo-Anbaus. Schon im Mittelalter war die Region für ihre Weine bekannt, die in den terrassierten Weinbergen an den Ausläufern der Alpen kultiviert wurden. Diese Terrassen sind durch Trockenmauern gestützt und werden traditionell von "Topie" durchzogen – pergolaartige Strukturen, die die Reben vor Frost schützen und gleichzeitig ein optimales Mikroklima schaffen.
Die industrielle Revolution führte jedoch zu einem starken Rückgang der Rebflächen. Viele Arbeiter verliessen die Weinberge, um in den wachsenden Fabriken in der Umgebung Arbeit zu finden. Heute umfasst die Appellation weniger als 20 Hektaren, doch dank engagierter Winzer wie Cantina Togliana wird die Region revitalisiert und gewinnt international an Anerkennung.
Terroir und Klima
Die Weinberge in Carema liegen auf 300 bis 600 Metern über dem Meeresspiegel und sind Teil der Moränenlandschaft, die durch Gletscherbewegungen geformt wurde. Die Böden sind steinig, gut drainiert und reich an Mineralien wie Kalium und Magnesium. Diese Eigenschaften verleihen den Weinen eine ausgeprägte Mineralität und Struktur.
Das alpine Klima mit kühlen Nächten und warmen Tagen schafft ideale Bedingungen für die langsame Reifung der Nebbiolo-Traube. Zusätzlich sorgt der Föhnwind für eine natürliche Belüftung der Reben und schützt sie vor Krankheiten. Die Kombination aus Terroir und Klima trägt massgeblich zur Eleganz und Komplexität der Weine aus Carema bei.
Nebbiolo – Picotendro und der Stil der Weine
In Carema wird Nebbiolo, lokal "Picotendro" genannt, reinsortig angebaut. Die Weine sind bekannt für ihre Eleganz, Balance und bemerkenswerte Langlebigkeit:
- Aromenprofil: Frische rote Früchte wie Himbeeren und Kirschen, florale Noten von Veilchen und Rosen sowie subtile mineralische und würzige Nuancen.
- Struktur: Feine, geschmeidige Tannine, lebendige Säure und eine klare, präzise Textur.
Vinifikation und Philosophie
Die Cantina Togliana, ein Vorreiter in Carema, setzt auf traditionelle Vinifikationsmethoden mit moderner Präzision. Die Gärung erfolgt spontan mit natürlichen Hefen, gefolgt von einer langen Reifung in grossen Eichenfässern. Die Kellerei arbeitet zudem mit Schwerkraft, um die Trauben schonend zu verarbeiten und den natürlichen Ausdruck der Nebbiolo-Trauben zu bewahren.
Das Weingut legt grossen Wert auf Nachhaltigkeit und Qualität: Die Weinberge werden von Hand bewirtschaftet, und der Einsatz von Chemikalien wird auf ein Minimum reduziert. Dies entspricht der Philosophie der Region, die Qualität über Quantität stellt und das Terroir in den Vordergrund rückt.
Herausforderungen und Chancen
Die Bewirtschaftung der steilen, terrassierten Weinberge in Carema ist arbeitsintensiv und kostspielig, was die Rentabilität erschwert. Gleichzeitig bietet die Einzigartigkeit der Region grosses Potenzial, insbesondere angesichts der steigenden Nachfrage nach authentischen, terroirbetonten Weinen.
Kulinarik und Pairing
Die Weine aus Carema passen hervorragend zu Gerichten wie Wildragout, Polenta mit geschmortem Fleisch oder gereiftem Käse. Ihre lebendige Säure und feinen Tannine machen sie auch zu einer idealen Wahl für moderne Gerichte wie Risotto mit Trüffeln oder gegrilltes Gemüse.
Ein Blick in die Zukunft
Carema steht exemplarisch für die Verbindung von Tradition und Innovation. Die Region bewahrt nicht nur ihre historischen Anbaumethoden, sondern setzt auch auf nachhaltige Praktiken und moderne Vinifikation. Mit ihrem Potenzial für qualitativ hochwertige Nebbiolo-Weine ist Carema auf dem besten Weg, ein global anerkanntes Juwel des Piemont zu werden.